„Miteinander ins Gespräch zu kommen, über die aktuellen Belange der Stadt Völklingen Tacheles zu reden, Meinungen und Ansichten auszutauschen und auszudiskutieren, geschichtliche Entwicklungen der Kommune in den Blick zu nehmen aber auch zuversichtlich in die Zukunft zu schauen – das ist der Gesprächsrunde gut gelungen“, schildert Brauer ihre Eindrücke. Sie sieht die Einladung als große Wertschätzung und Anerkennung der Zielgruppe, die der Jugendmigrationsdienst vertritt.
Es herrschte eine nette und offene Atmosphäre. Der Bundespräsident habe allen Anwesenden das Gefühl gegeben, gehört und gesehen zu werden. Unter den Anwesenden, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammenkamen, verspürte man ein starkes Gefühl des Zusammenhalts und der Zugehörigkeit zur Stadt Völklingen, die die Runde im Gespräch mit dem Staatsoberhaupt präsentierte.
Brauer zeigt sich sehr zufrieden, das die Themenfelder, die den Jugendmigrationsdienst Völklingen beschäftigen, bei der „Kaffeetafel kontrovers“ behandelt wurden. Ganz zentral: die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Einwanderungsgeschichte in das deutsche Bildungssystem und in das Berufsbildungssystem. Kindern und Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte müsse eine umfassende Teilhabe an Bildung ermöglicht werden, äußerte Brauer in der Gesprächsrunde.
Astrid Klein-Nalbach bestätigt die positiven Eindrücke: „Ich habe den Austausch mit Bundespräsident Steinmeier als sehr ungezwungen und offen erlebt. Es ist gelungen zu verdeutlichen, dass die wirtschaftliche Transformation in Völklingen und dem Saarland nur gelingen kann, wenn alle Potenziale der hier lebenden Menschen ausgeschöpft werden.“ Hierzu gehöre, dass für alle schulisch und sozial benachteiligten Kinder und Jugendliche individuelle Unterstützung sichergestellt wird, um sie zu einem Berufsabschluss zu führen, untermauerte sie die Aussagen von Frau Brauer. „Der Bundespräsident hat zugesagt, unseren Wunsch, hier die gesetzliche Regelung im SGB VIII nochmals in den Blick zu nehmen, nach Berlin zu transportieren.“
Darüber hinaus wurde die Situation gering qualifizierter erwachsener arbeitsloser Menschen, insbesondere mit Migrationshintergrund, intensiv diskutiert. Anhand praktischer Beispiele konnte deutlich gemacht werden, dass es wichtig ist, hier auch weite Wege hin zu einem beruflichen Abschluss zu unterstützen, um eine gute berufliche und soziale Integration zu ermöglichen.
Artikel der Saarbrücker Zeitung zur "Kaffeetafel kontrovers"
Hintergrund zum Thema Integration ins deutsche Bildungssystem:
Trotz mehrjähriger Diskussionen und Debatten um das Thema „Seiteneinsteiger*innen in das deutsche Bildungssystem“ existiert immer noch keine zufriedenstellende Lösung der schulischen Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die neu ins Land kommen und somit quer in das Schulsystem einsteigen. Zudem hat sich die Gesamtlage im Vergleich zu den vergangenen Jahren noch weiter verschlechtert. Die Kapazitäten an den Schulen sind längst erschöpft. Direkte Anmeldungen von neu gekommenen Kindern und Jugendlichen an den Gemeinschaftsschulen ist seit Jahren nicht mehr möglich. Die Zuweisung in die Schulen verläuft über das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes. Seit Herbst 2022 beträgt die Wartezeit auf einen Schulplatz, trotz Schulpflicht, von der Anfrage bis zur Rückmeldung seitens des Ministeriums einige Wochen, zum Teil einige Monate.
Die Problematik ist allgegenwärtig und bekannt. Das Bildungssystem, die Schulen, brauchen dringend strukturelle Veränderungen in Form von angepassten Konzepten und entsprechender Finanzierung nicht nur auf der Landes- sondern auch auf der Bundesebene.
Die Soziale Arbeit im JMD versteht sich in erster Linie als Kinder- und Jugendrechtsprofession und fordert „weg von den mühesamen Einzelfalllösungen hin zu einem gut überdachten und gut strukturierten Förderungssystem im Bildungswesen“.
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