Dr. Carolin Lehberger und Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zu Gast bei unserer GWA in Dudweiler

Wie ist die Situation in den Stadtteilen, in denen die Gemeinwesenarbeit (GWA) aktiv ist? Wie gestaltet sich die Arbeit der Mitarbeitenden? Wo müsste sich die Politik mehr einsetzen, um die Arbeit vor Ort zu verbessern und damit auch die Lebenssituation vieler Familien?

Zu diesen und weiteren Fragestellungen war Dr. Carolin Lehberger, SPD-Kandidatin für das Amt der Regionalverbandsdirektorin, zu Besuch bei der GWA in Dudweiler. Begleitet wurde sie von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger.

Vertreterinnen aller drei Gemeinwesenprojekte in der Landeshauptstatt Saarbrücken in Trägerschaft der Diakonie Saar (Malstatt, Brebach und Dudweiler) ergänzten die Gesprächsrunde mit Diakoniepfarrer Mathias Ewelt, Abteilungsleiter „Offene Soziale Arbeit“ Stefan Gebhardt und der stellvertretenden Abteilungsleiterin Claudia Rebmann. Sie erklärten die Handlungsfelder „soziale Quartiersentwicklung“, „Armutsbekämpfung und Beschäftigung“ und „Jugendhilfe als integrierter Bestandteil.“ Christiane Poersch (GWA Brebach) erläuterte die evangelisch geprägte Herangehensweise: Wir wenden uns jedem Menschen vorurteilsfrei zu und nehmen ihn so an, wie er ist.

Eva Lichtenberger von der GWA Malstatt ergänzte: „Wir helfen konkret, aber wir machen vor allem auch Lobbyarbeit für die Stadtteile und deren Bewohnerinnen und Bewohner, bemühen uns, Stigmatisierung entgegen zu wirken“. Und gerade mit Blick auf die anstehenden Wahlen bekennte Poersch: „Wir müssen auch politisch sein! Mit Aktionen im Stadtteil überzeugen wir die Menschen, wählen zu gehen, machen Wahlkampf für das große Ganze.“ Und ergänzte: „Hier geht es uns um Demokratiebildung, nicht um Parteipolitik.“

Großes Thema war die Kinder- und Familienarbeit in Dudweiler-Mitte. 40 Prozent der Familien leben hier von Bürgergeld. Über 50 Prozent der Kinder unter 14 Jahren hier haben Migrationshintergrund. Über 60 Prozent der Kinder sind entwicklungsverzögert. „Durch unsere Angebote wie Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Eltern-Kind-Kurse und Aktionen mit unterschiedlicher Ausrichtung möchten wir das System „Familie“ in den Blick nehmen“, erklärt Ginetta Jeyard, Einrichtungsleiterin in Dudweiler. „Indem wir nicht nur den Kindern Erfahrungsräume bieten, sondern die Eltern beteiligen, erzielen wir nachhaltige Verbesserungen. Zusätzlich begleiten wir zu Behörden und Vereinen und bieten Sozialberatung an.“ Oft kämen die Familien mit umfassendem Beratungsbedarf, für den die Zeit jedoch oft zu knapp ist. Entlastung könnte hier sein, so waren sich die Mitarbeitenden einig, dass beispielsweise das Jobcenter mehr grundsätzliche Formularhilfe leistet. So bliebe den Mitarbeitenden mehr Zeit für komplexere Fälle oder sie könnten sich stärker bemühen, beispielsweise Frauen in Erwerbsarbeit zu bringen. Rehlinger und Lehberger sahen hier zustimmend den Bedarf, das Antragswesen zu entschlacken und die Digitalisierung gezielt einzusetzen.

Weitere Themen waren die Potentiale eines sozialen Arbeitsmarktes, für den die Diakonie wirbt. Und die Laufzeit von Teilprojekten innerhalb der GWA sei oft zu kurz, so dass die Projektarbeit von Bürokratie in ihrer Umsetzung geschwächt werde.

Alle Beteiligten des Treffens zeigten sich zufrieden mit dem Austausch. Claudia Rebmann brachte es auf den Punkt: „Die GWA ist ein wichtiges sozialpolitisches Instrument. Als Seismograph in den Stadtteilen bringt sie Sozialpolitik in die Quartiere und spiegelt soziale Probleme in Verwaltung und Politik zurück.“ Der Diakonie geht es laut Pfarrer Ewelt darum „die Bewohnerinnen und Bewohner zu unterstützen, das jeweilige Quartier selbst zu gestalten und zu entwickeln und so demokratische Beteiligung und Engagement zu fördern.“