Die Diakonie Saar, Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche im Saarland, begrüßt die Reform und unterstützt die Stellungnahme von Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland: „(…) Wenigstens ein größerer Teil der Inflationslasten wird ausgeglichen, mehr sozialer Arbeitsmarkt, Beratung und Sozialarbeit sind versprochen.“
In Bezug auf die Debatte der letzten Tage stellte Lilie richtig: „Mehr als die Hälfte der Leistungsbeziehenden blieb trotz schärfster Sanktionen und guter Wirtschaftslage jahrelang im Leistungsbezug - schlicht, weil es keine Alternativen gab und gibt. Der Ansturm bei den Tafeln zeigt, dass selbst im Leistungsbezug das Lebensnotwendige kaum gewährleistet ist. Selbstverständlich braucht es für Veränderungen in der persönlichen Situation engagiertes Mitwirken. Lösungen für multiple persönliche und soziale Problemlagen lassen sich aber nicht wegzwingen. Nur ein minimaler Teil der Menschen im Leistungsbezug war bisher Ziel von Sanktionen – und sie sind oft persönlich besonders belastet. Mit der weiteren Ausgestaltung des Bürgergeldes gehört die passgenaue Unterstützung in den Vordergrund. Schlechtreden hilft aber nicht gegen Armut.“
Matthias Ewelt, Geschäftsführer der Diakonie Saar, betont die Bedeutung des Wegfalls des Vermittlungsvorrangs und damit den fördernden Aspekt im neuen Gesetz: „Das Bürgergeld braucht eine wirkungsvolle Begleitung. Der soziale Arbeitsmarkt ist zu stärken, weil es Menschen gibt, die durch Fordern nicht vorankommen, durch Fördern erwiesenermaßen aber doch.“ Und dass Menschen durch eine sinnvolle Beschäftigung, beispielsweise auf dem sozialen Arbeitsmarkt, wieder Zuversicht fassen und sich auch im Leistungsbezug auf Qualifizierungsmaßnahmen einlassen, kann die Diakonie aus ihrer täglichen Arbeit berichten. Dazu sei aber aufgrund der oft multiplen Problemlagen eine gute Betreuung und Begleitung sinnvoll.
Die Diakonie Saar berät in vielen ihrer Einrichtungen Menschen in schwierigen finanziellen Situationen, begleitet schon Jugendliche auf dem Weg in Ausbildung und Arbeit. In den Diakoniekaufhäusern und Projekten wie Mobisaar und Stromsparcheck sind Langzeitarbeitslose beschäftigt. Mit der „Teilqualifizierung Verkauf“ und „Impuls“, dem Vorbereitungskurs für die Ausbildung in der Pflege, entwickelte die Diakonie Saar in den letzten Jahren Angebote, mit denen auch Menschen mit persönlichen Herausforderungen Schritt für Schritt in Beschäftigung finden können. „Sie bekommen damit tragfähige berufliche Perspektiven in einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft. Das ist für viele ein gutes Gefühl, das zusätzlich motiviert“, so Ewelt.