5-Punkte-Plan zur Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit im Saarland aufgestellt

„Alle Beteiligten waren sehr an einer tragfähigen Lösung interessiert“, freut sich Ewelt. „Dass nun sowohl für akute Fälle ein Gesprächsformat gefunden wurde, als auch fachlich die Angebote in Saarbrücken fortentwickelt werden, ist gut für alle betroffenen Menschen und die Zusammenarbeit.“ Sozialminister Dr. Magnus Jung zeigte sich Mittwochabend bereits zufrieden: „Der heutige Runde Tisch war ein erster wichtiger Schritt zentrale Akteure der Obdachlosenhilfe zusammen zu bringen. Eine Wiederholung von Situationen – vergleichbar der Räumung neben der Wärmestube Mitte Januar – soll künftig vermieden werden. Es ist uns nach den negativen Schlagzeilen der letzten Wochen gelungen, die Debatte wieder konstruktiv nach vorne zu bringen und Wege aufzuzeigen zukünftig gemeinsam Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit aktiv einzudämmen und zu bekämpfen. Ich habe den Anwesenden heute fünf Punkte vorgeschlagen, wie dem Problem der Obdachlosigkeit fortan besser begegnet werden kann. Wie effektiv strukturübergreifende Zusammenarbeit im Saarland sein kann, zeigt die WinterAktion Saar. Mit dem gemeinsamen Projekt vieler sozialer, kirchlicher und kommunaler Träger konnte auch zahlreichen von Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen aktiv Hilfe angeboten werden.“

5-Punkte-Plan
Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit im Saarland



1. Abstimmung eines Leitfadens für den akuten Handlungsbedarf
Die Beteiligten verständigen sich auf ein abgestimmtes Vorgehen bei akutem Handlungsbedarf, ähnlich der Situation der zeltenden Menschen bei der Wärmestube Mitte Januar 2023. In dem Handlungsleitfaden wird unter anderem definiert, zu welchem Zeitpunkt welche Institution tätig wird und wie die Kommunikationswege zwischen den Akteurinnen und Akteuren effizient gestaltet werden können. Als Instrument der nachhaltigen Abstimmung soll zudem der Arbeitskreis Prävention und innere Sicherheit in der Landeshauptstadt Saarbrücken reaktiviert werden.



2. Gründung eines Gremiums „Wohnungsnot“ und Konzepterarbeitung
Um sich auf ein gemeinsames landesweites Konzept zum Umgang mit Menschen in Wohnungsnot zu verständigen, wird ein gemeinsames Gremium der Beteiligten unter Leitung des Sozialministeriums einberufen. Die Mitglieder des Gremiums werden die Versorgungssituation und mögliche Versorgungslücken für Menschen in Wohnungsnot im Land eruieren, gemeinsam mit den Trägern der Hilfsstrukturen ihre Möglichkeiten und Grenzen herausarbeiten, Handlungsempfehlungen erarbeiten und so die Grundlagen für ein integriertes Konzept bereitstellen. Land, Regionalverband, Landeshauptstadt und alle beteiligten Träger sind sich ihrer gemeinsamen Verantwortung bewusst, adäquate Lösungen für von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen zu suchen und umzusetzen.



3. Wohnungslosenbericht für das Saarland
Um die Datengrundlage zur Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit im Saarland zu verbessern und Bedarfe zu ermitteln, wird das Sozialministerium einen Wohnungslosenbericht in Auftrag geben.



4. Ausweitung des Ansatzes „Housing First“
Seit 2018 wird der Ansatz „Housing First“ im Saarland von der Diakonie Saar erprobt. Dabei wird Menschen in Wohnungsnot in einem ersten Schritt Wohnraum vermittelt und in einem zweiten Schritt weitergehende Unterstützung angeboten. Damit hat man jetzt im Saarland, und zuvor schon in ganz Europa, gute Erfahrungen gemacht. 2023 baut die Diakonie Saar das Angebot mit einer Landesförderung aus. Zusätzliche Erweiterungen sollen im Konzept mitbedacht werden.



5. Durchführung einer Fachtagung
Wie bei der Wärmstube Saarbrücken im Dezember vereinbart, wird das Sozialministerium das Thema Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit mit einer Fachtagung begleiten. Die Tagung findet am 9. November 2023 statt. Eingeladen werden alle Interessensvertreterinnen und –vertreter der verschiedenen Organisationen und Träger der Obdachlosenhilfe.