Die Diakonie Saar hatte die Beteiligten dafür in das DiakonieForum an der Bliespromenade eingeladen.
„Armut ist mehr als ein Mangel finanzieller Mittel, sondern ein vielschichtiges Problem, das Bildung, Gesundheit und soziale Teilhabe umfasst. Mit unserem quartiersbezogenen Ansatz möchten wir zeigen, dass es gelingen kann, einen Stadtteil, der über Jahrzehnte hinweg als Schwerpunkt von Armut bekannt war, aus der Armut herauszuführen und den Menschen vor Ort eine echte Perspektive zu geben. Daran arbeiten wir mit intensiver Unterstützung der Akteure vor Ort, aber auch zusammen mit der Saarländischen Armutskonferenz, dem Armutsbeirat und natürlich innerhalb der interministerialen Arbeitsgruppe, an der alle Ressorts beteiligt sind. Daneben spielt die Partizipation der Bürgerinnen und Bürger eine zentrale Rolle“, so Sozialminister Magnus Jung, anlässlich der Unterzeichnung, die gleichzeitig der Startschuss ist, Armut in Neunkirchen-Innenstadt gemeinsam nachhaltig zu bekämpfen.
„Wir begrüßen das Vorhaben der Landesregierung, mit Institutionen und Akteuren vor Ort eine Strategie zur ganzheitlichen Armutsbekämpfung zu entwickeln“, sagt Diakoniepfarrer Matthias Ewelt. „Gerne haben wir für den Startschuss in Neunkirchen in unser DiakonieForum eingeladen. Wir sind bereit, unsere Expertise mit Engagement und Angeboten zur Armutsbekämpfung einzubringen.“
Die Diakonie Saar kennt die Hilfebedarfe in der Neunkircher Innenstadt gut und ist mit der Dynamik des Stadtteils vertraut. Der evangelische Wohlfahrtsverband ist hier bereits mit vielen Einrichtungen für Menschen da, die Unterstützung und Hilfe im Leben suchen. Ein Beispiel ist „via Plus“, eine Anlaufstelle, die Familien bei der eigenverantwortlichen Alltagsbewältigung sowie der Beendigung des Sozialleistungsbezuges durch Arbeitsaufnahme unterstützt. „Dock22“ wendet sich jungen Erwachsenen im Bürgergeld zu, damit der Übergang in Ausbildung und Beruf doch noch gelingt. Auch das Haus der Diakonie in der Bahnhofstraße 26 steht Menschen mit unterschiedlichsten Hilfebedarfen offen, sei es für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, Frauen und Männer in schwierigen finanziellen Situationen oder für Menschen mit Migrationshintergrund.
Ziel des Ministeriums ist es, innerhalb eines Jahrzehnts Quartiere mit verfestigter Armut zu Aufsteigerquartieren weiterzuentwickeln. Der Ansatz umfasst ein ganzheitliches, ressort- und ebenen-übergreifendes Hilfearrangement, das auf eine Vernetzung aller politischen Ebenen mit den vorhandenen zivilen Akteurinnen und Akteuren, externer Fachkräfte aus Wissenschaft und Praxis sowie der betroffenen Bevölkerung setzt.
Landrat Sören Meng: „Mit der Unterzeichnung des Letter of Intent für das Perspektivquartier Neunkirchen setzen wir ein starkes Zeichen für einen zukunftsfähigen, sozialen Landkreis Neunkirchen. Gemeinsam wollen wir Strukturen schaffen, die nicht nur kurzfristig helfen, sondern langfristig Veränderungen bewirken und Menschen aktiv unterstützen.“
„Armutsbekämpfung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher freut es mich, dass das Sozialministerium mit der quartiersbezogenen Armutsbekämpfung bestehende Angebote in Neunkirchen sinnvoll ergänzt. Das Schlüsselwort ist hier Vernetzung. Armut lässt sich nur wirksam bekämpfen, wenn wir alle Ebenen, Ressorts und zivile Akteurinnen und Akteure vernetzen. Alle müssen an einem Strang ziehen, um das Armutsrisiko nachhaltig zu senken. Mit dem ‚Letter of Intent‘ drücken Land, Landkreis und Stadt aus, dass unser gemeinsames Ziel gleiche Teilhabe- und Verwirklichungschancen für alle Neunkircherinnen und Neunkirchen sind“, so Bürgermeisterin Lisa Hensler abschließend.
Gemeinsam werden im Perspektivquartier Neunkirchen – vor dem Hintergrund und unter Einbindung bisheriger Erfahrungen und Ansätzen – im nächsten Schritt regionale und lokale Problemlagen genau in den Fokus genommen, um ein individuelles Quartierskonzepts zu erarbeiten. Dafür sollen unter anderem qualitative und quantitative Untersuchungen, in Form von Workshops, Experten- und Betroffeneninterviews, durchgeführt werden. Langfristiges Ziel der kommenden zehn Jahren ist es, Armutsrisiken und -folgen nachhaltig und generationsübergreifend vor Ort zu bekämpfen und damit auch spürbare Verbesserungen herbeizuführen.
Das Perspektivquartier Neunkirchen-Innenstadt hat eine Gebietsgröße von rund 53 Hektar und umfasst rund 6.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Es erstreckt sich von der nördlichen Innenstadt bis in die Innenstadt der Kreisstadt. In Quartier gibt es überdurchschnittlich hohe Anteile an Arbeitslosigkeit und Transferleistungen. Viele Menschen sind von sozialer Ausgrenzung und Armut betroffen. Wie für alle Quartiere wird es auch in Neunkirchen eine Netzwerkmanagerin geben, die an die kommunalen Hilfestrukturen angegliedert wird. Die Stelle übernimmt die Netzwerkkoordination sowie die Steuerung der Umsetzung des Konzeptes.