Die Evangelischen Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West fusionieren zum 1. Januar 2026 zum Kirchenkreis An der Saar. Der neue Kirchenkreis wird mit ca. 113.500 Protestanten einer der drei mitgliedsstärksten Kirchenkreise in der Evangelischen Kirche im Rheinland sein.
Die entsprechenden Fusionsbeschlüsse fassten die Synoden der Kirchenkreise einstimmig bei ihrer gemeinsamen Tagung in der Neunkircher Gebläsehalle. Superintendent Christian Weyer vom Kirchenkreis Saar-West war nach den Auszählungen überwältigt von den unerwartet positiven Abstimmungen. „Dass ich das noch erleben darf, eine solch gelungene Synode in angenehmer Atmosphäre mit einem beeindruckenden Ergebnis nach einem anstrengenden Tag“, sagte Weyer sichtlich gelöst zum Abschluss der Tagung.
Den letztlichen Fusionsbeschlüssen waren intensive und teils kontroverse Debatten zur Struktur und Organisation des neuen Kirchenkreises vorausgegangen. Letztlich konnten die Vorteile des Zusammenschlusses überzeugen. „Wir reduzieren doppelte Verwaltungs- und Gremienstrukturen, verkürzen Dienstwege und sparen beispielsweise bei den Leitungsämtern und Verfahrenskosten bares Geld“, fasste Superintendent Markus Karsch wesentliche Errungenschaften durch die Fusion zusammen. So könne im neuen Kirchenkreis auf eine von derzeit zwei saarländischen Superintendentenstellen verzichtet werden, der Kirchenkreisverband An der Saar als zur Zeit noch übergeordneter Zusammenschluss der Kirchenkreise mit zusätzlicher Gremien- und Verwaltungsstruktur werde dann nicht mehr benötigt. Das reduziere Ressourcen und spare viel Zeit, nicht nur beim hauptamtlichen Personal, sondern auch bei den ehrenamtlichen Mitgliedern der Gremien, so Karsch.
Künftig wird es An der Saar mehrere Besonderheiten zu anderen Kirchenkreisen geben. Beispielsweise wird nicht nur der bzw. die Leitende Geistliche (Superintendent:in) weiterhin im Hauptamt tätig sein, also ohne gleichzeitig ein Gemeindepfarramt wahrzunehmen, sondern auch deren Stellvertretung, der bzw. die Assessor:in. Letztere sind laut Kirchenordnung bisher in erster Line Gemeindepfarrpersonen, die zusätzlich Aufgaben im Kirchenkreis übernehmen und denen im Gegenzug eine Entlastungskraft vom Kirchenkreis zur Verfügung gestellt wird. Beide Kirchenkreise hatten bereits im Vorfeld einen Antrag an die Landeskirche gestellt, um im Rahmen einer sogenannten „Erprobungsverordnung“ das angedachte hauptamtliche Modell für acht Jahre testen zu dürfen. Danach wird entschieden, ob es sich bewährt hat und die Option in der Kirchenordnung verankert werden soll. „Wir weiten den Kreis an möglichen Interessenten für unsere theologischen Leitungsämter erheblich“, erklärte Karsch, denn durch das Hauptamt könnten sich qualifizierte geistliche Leitungskräfte auch aus anderen Regionen bewerben.
Der derzeitige Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen im Saarland (VEKiS) wird mit der Kirchenkreisfusion formal aufgelöst und die evangelischen Kitas vom neuen Kirchenkreis An der Saar direkt geführt werden.
Ganz wichtig war beiden Superintendenten auch die Versicherung, dass mit der Kirchenkreisfusion zwar mittelfristig Personalressourcen gespart werden können, aber keine Kündigungen in Aussicht stehen. Sowohl für die Mitarbeitenden der derzeitigen Kirchenkreise wie auch des Kirchenkreisverbands und der Einrichtungen, etwa im Bereich Kindertagesstätten, gebe es „eine große Rechtssicherheit“, sagte Weyer. Arbeitsverhältnisse würden durch die Überleitung der Anstellungsträgerschaft bzw. bei den Betriebsübertragungen mit allen Rechten gewährleistet.
Auch durchaus weitergehende und teils noch progressivere Vorschläge aus der Mitte der Synoden wurden bei der gemeinsamen Tagung vorgeschlagen. Eindeutig keine Mehrheit fand der Vorschlag, den künftigen Kirchenkreis „An Saar und Blies“ zu nennen.
Aus allen Diskussionen und Gesprächen nahmen die Kreissynodalvorstände der Kirchenkreise Anregungen und Empfehlungen mit, etwa zum künftigen Tableau der Ausschüsse und deren Zusammensetzung. „Man muss die Leute mitnehmen auf dem Weg, auch wenn es ein langer Weg dorthin ist“, resümierte Karsch am Ende der Tagung. Dass sich bei den finalen Abstimmungen letztlich alle Mitglieder der beiden Synoden an die über Tag erzielten Einigungen hielten, zeige, dass man beim Verfahren alles richtig gemacht habe. „Das ist gelebte Synodalität“, so Karsch.
Mit 160 Synodalen aus 31 Kirchengemeinden und rund 40 Gästen war die gemeinsame Synode die größte Zusammenkunft saarländischer Protestanten seit der grenzüberschreitenden Reformationssynode 2017 und erst die zweite offizielle gemeinsame Tagung der Kirchenkreise Saar-Ost und Saar-West.
Im nächsten Sommer sollen bei einer weiteren gemeinsamen Kreissynode von Saar-Ost und Saar-West noch offene Fragen besprochen und letzte ausstehende Beschlüsse gefasst werden, ehe zum 1. Januar 2026 der neue Kirchenkreis An der Saar offiziell an den Start geht.
Bis der neue Kirchenkreis auch eine neue Leitung hat, wird es dann aber noch einige Monate dauern. Voraussichtlich erst im Spätsommer 2026 kann die neue Synode des Kirchenkreises An der Saar den neuen Kreissynodalvorstand wählen. Für die Monate des Übergangs übernimmt traditionell zunächst ein von der Kirchenleitung eingesetzter Bevollmächtigtenausschuss die Amtsgeschäfte.